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Metal . de
1/11/2008 - Joneleth
Eine ganz mysteriöse Platte, die in diesem
Monat aus dem Nichts aufgetaucht ist, stammt aus Bayern
und hört auf den Namen SERAPHIN. Abgesehen von
dem testosterontriefenden Cover gibt es einen fast gleich
großen Anteil von riffigen Nummern und Balladen,
was in den 80ern wohl noch unter AOR durchgegangen wäre,
heute aber etwas anbiedernd wirkt. Doch wie man glücklicherweise
schnell merkt, ist handwerkliches Potential auf jeden
Fall da. Jede Gitarrenpassage ist nicht nur punktuell
genau eingespielt, sondern auch für Rockverhältnisse
mitunter ganz schön filigran komponiert. Ein wenig
beeindruckt muss man also schon sein, was dieser mysteriöse
Haarschopf ganz allein auf die Beine gebracht hat.
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Was das Songwriting als
Ganzes angeht, ist die Sache aber schon etwas durchwachsener.
Nicht dass Kollege SERAPHIN keine Ahnung von Tonleitern
und anderen Grundkenntnissen hätte, aber es ist erschreckend
wie man eine Platte mit so durchweg gelungenen Rocksongs
schreiben kann, die gleichzeitig aber so gut wie keine
eigene Note haben. Gäbe es nicht den konstant (meist
mehrspurigen) Gesang, der die Qualität des Album
leider eher drückt als steigert, könnte man
das selbstbetitelte Debüt auch problemlos für
einen Sampler der 90er halten. Zwar gibt es Songs die
durchaus aufsehen erregen, wie das moderne "Fat Zap",
das mächtig rockende "Nothing But A Guest"
oder die verspielte Halbballade "Golden Hat",
aber so was wie eine eigene Note erkennt man leider zu
keiner Zeit. Dennoch muss man genauso anerkennen, dass
es keinerlei Ausreißer nach unten gibt, und die
Platte problemlos von vorne nach hinten durchzuhören
ist. |
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Lediglich der Titeltrack
kann mit seinem akustischen Pathos und der textlichen
Ausarbeitung des amerikanisches Traumes etwas aufstoßen,
aber das ist zugegebenermaßen eine extrem subjektive
Sache.
Damit ist das Debüt des bayerischen Flugzeugfanatikers
alles in allem durchaus gelungen und macht Hoffnung auf
eventuelle Nachfolger. Wer was mit einfachem Rock anfangen
kann und sich nicht durch das extrem auf Frauen zugeschnittene
Cover abschrecken lässt (oder im Idealfall sogar
eine Frau ist), sollte auf der ordentlich gemachten Homepage
mal reinhören. Alle anderen warten auf hoffentlich
mehr Individualismus im Nachfolger.
Joneleth
Punkte: 6/10
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